Persönliche Beiträge

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...von einzelnen Mitgliedern der WachstumsWende Wendland

Die Menschheit steht an einem Scheideweg

Coronakrise
Leserbrief EJZ

Verheerende Auswirkungen des Coronavirus, überall auf der Erde, besonders dort, wo  die Menschen in Armut oder in Flüchtlingslagern leben, ohne auch nur im Ansatz medizinisch ausreichend versorgt werden zu können. Auch in den reichen Ländern zusammenbrechende Gesundheitssysteme, verzweifelte Menschen in der medizinischen Versorgung und Pflege, Zig-tausende von Toten, Menschen in Existenzängsten.

Doch für die Grundlagen des Lebens auf dieser Erde, für Pflanzen, Tiere und uns Menschen:  Der Planet Erde atmet auf. Auch ich atme auf bei dem Anblick eines klaren Himmels ohne ein dichtes Netz von Kondensstreifen. Ich atme auf bei den wenigen Autos auf den Straßen. Ich spüre Hoffnung, wenn ich lese, dass der Konsum zurück geht, Flugzeuge am Boden bleiben, die Autoindustrie stockt, Kreuzfahrten abgebrochen werden und dass wir mit dem Rückgang des Wirtschaftswachstums aufgrund der Coronakrise das Klimaziel 2020  leichter als erwartet erreichen werden. Ist vielleicht doch noch eine gute Zukunft möglich? Wie bei der Finanzkrise 2008/2009 gehen die Co2 Emissionen jetzt mit dem Rückgang der Weltwirtschaft drastisch  zurück, was dringend notwendig ist, wenn wir die dramatischen Folgen des Klimawandels noch wirksam  abmindern wollen. Jedes Jahr zählt.

Zunächst muss den Menschen geholfen werden, die jetzt in großer Not sind. Und – wir müssen uns fragen: Was zeigt uns die Krise? Welche Veränderungen ergeben sich daraus, mit denen eine gute Zukunft gestaltet werden kann? Die Menschheit steht an einem Scheideweg: Entweder wir wirtschaften nach der Krise so weiter wie bisher, heizen damit weiter das Klima an, machen die Welt weiter kaputt und erleben durch die Folgen des Klimawandels für unvorstellbar lange Zeiträume katastrophalste Lebensbedingungen - oder aber, wir lernen,  nehmen die Auswirkungen der Krise auf das Klima wirklich ernst und es gelingt uns eine Wirtschaft aufzubauen, die die ökologischen Grenzen der Erde achtet, die sich abwendet von einem blinden „Immer mehr“, deren zentrales Anliegen es ist, Energie einzusparen und Rohstoffe nicht zu verschwenden  und sozial gerecht ist.

Und wir spüren, dass wir alle bedroht sind, zusammenhalten müssen. Gemeinschaft, Menschlichkeit und solidarisches Verhalten sind stärker geworden. Eine andere Welt scheint möglich. Auch das gibt Hoffnung.

Viele von uns kommen aus dem Hamsterrad der Anforderungen des Alltags heraus, kommen zur Ruhe, finden zurück zu den einfachen Dingen des Lebens, werden in Anbetracht einer großen Bedrohung dankbar derer Werte bewusst, das Vogelkonzert bei anbrechendem Tag, die Rückkehr der Nachtigall, eine Tasse heißen Tee an einem kalten Frühlingsmorgen, ein  Gang in der Natur, das Pflanzen eines Baumes.

Uns gibt die Krise die Chance, dass wir uns des Wertes dieser einfachen Dinge bewusst werden, diesen besonderen Wert auch als Gegengewicht zu den Verlockungen des Konsums wahrnehmen, ihn in der Zukunft mehr beachten und damit eine „Kultur des Weniger“ stärken.

Hermann Klepper, Banzau, 20.04.2020

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